Offenbar ist die Kritik der Basis im Erzbischöflichen Generalvikariat (eGV) angekommen. Der Weg zu neuen pastoralen Strukturen im Erzbistum Köln soll nun von uns in den Gemeinden begleitet werden. Vielleicht liegt es aber auch „nur“ am Apostolische Administrator Weihbischof Rolf Steinhäuser, der die Beteiligungsfrage anders einschätzt, als Kardinal Woelki und der #ZusammenFinden in Auftrag gegeben hat.
Was jetzt passieren soll ist die Klärung des „räumliche Zuschnitts der zukünftigen Pastoralen Einheiten“. Es wird zu Ostern 2022 einen Vorschlag des eGV geben, dann die Beratung in den neuen vorgeschlagenen Einheiten unter Beteiligung von Pfarrgemeinderäten (PGR) und Kirchenvorständen (KV) und den interessierten Gläubigen vor Ort. Der Vorschlag kann geändert werden „im Rahmen der Prozesskriterien“.
Im ersten Schritt geht es wohl nur um die Landkarte, es geht nicht um Personal oder Geld oder Liegenschaften oder das Verfahren als solches.
Die Frage der „pastoralen Ausgestaltung“ wird im Anschluss an #ZusammenFinden „ein eigener, mehrjähriger und in der jeweiligen Pastoralen Einheit individuell anzupassender Entwicklungsprozess“ sein.
Kann man sich in der Gemeinde weigern? Kann man nicht. Wer nicht mitmacht, bekommt die Landkarte, dies das eGV vorschlägt.
Kritik
Es ist schon sehr geschickt, wie das eGV gerade vorgeht. Ohne, dass wir im PGR (oder auch KV) eine Möglichkeit haben das Gesamtvorgehen zu beraten oder zu ändern, wird uns fest vorgegeben, wie nun die nächsten Schritte sind. Es wird Wert darauf gelegt, dass wir die Menschen in den Gemeinden breit beteiligen und ein Votum zur neuen Landkarte bis Oktober 2022 abgeben. In der Zeit von Ostern bis Oktober 2022 minus Sommerferien ist das schon sehr sportlich! Das sorgt dafür, dass alle Kritik, die dann noch in Köln ankommt mühelos an die Gremien vor Ort weiter gegeben werden kann, die dann nämlich die Basis nicht ausreichend beteiligt haben!
Eine Grenzverschiebung auf der Landkarte macht aber nicht so viel Sinn, wenn man die personelle und finanzielle Ausstattung nicht kennt, die man durch die Grenzziehung aber zwangsläufig und diesmal blind mitgestaltet. Was soll das werden?
Das, was eine Gemeinde braucht: Regelmäßige Gottesdienste, eine bekannte Ansprechperson (Pfarrer, Hauptamtliche(r), Schlüssel zu einen Pfarrheim/Raum kann man so nicht gestalten.
Wir wissen nicht, was eine Grenzziehung mit unseren Plänen zu einem neuen Pfarrzentrum macht. Ist es besser mit Nachbarn x zu fusionieren, dann geht nämlich das Pfarrzentrum oder ist es besser mit x nicht zu fusionieren, denn nur dann kann man das Pfarrzentrum bauen?
Keine Ahnung. Wir wissen es nicht!
Wie sollte man vorgehen?
(oder ganz frech: Was würden wir tun, wenn wir Erzbischof wären?)
Na ja, demokratisch halt: Man könnte z.B. in den heutigen Pfarreien und Seelsorgeeinheiten abstimmen lassen, ob man nicht z.B. eine Gemeindeleitung durch Laien haben möchte. Es gibt deutsche Bistümer, die das praktizieren – dortigem Bischof sei Dank!
Dann wäre z.B. das Problem dass man 2030 nur noch mit 50-60 Pfarrern in Köln rechnet und deshalb nur noch 50-60 Pfarreien haben will vom Tisch. Ich glaube, dass es genug Gemeinde- und Pastoralreferent:innen gibt, die Gemeinde leiten können und wollen.
Man könnte außer einer Landkarte auch veröffentlichen, wie reich ist eine Gemeinde an eigenem Vermögen, Liegenschaften, Personal etc. Was bedeutet es, eine ‚reiche‘ oder ‚arme‘ Gemeinde dazu zu bekommen? Was macht da Sinn, was nicht? Was bedeutet es für den Schlüssel zu einem eigenen Pfarrheim/Raum? Handelt man sich ein, dass man ein Pfarrheim nur noch z.B. in Deutz hat? Oder darf man in der Salvatorstraße bauen? Alles offen. Wir dürfen nur Grenzenverschiebungen vorschlagen. Welche Konsequenzen unsere Spielchen haben? Offen! Personale Ausstattung? Offen!
Das eGV kann aber zukünftig sagen: Ja, lieber Flittarder, was schimpft ihr: Eure Gremien haben doch für diesen Vorschlag votiert! Das war doch klar, dass bei der Finanzausstattung ein eigenes pastorales Zentrum nicht zu finanzieren ist (genervtes Kopfschütteln).
Wie macht man es, wenn man lästige Kritik loswerden will, um in Ruhe selbst zu entscheiden? Man gibt den Gemeinden etwas harmloses zum draufrumkauen mit insbesondere viel Text, vielen Bildchen, vielen neuen Vokabeln und wenig Zeit. Da können sie sich abarbeiten und im eGV wird geschaut, dass man noch ein bisschen mehr die Hoheit über Liegenschaften und Finanzen ausbaut. Dann dürfen die Gremien der Gemeinden noch die Handwerker kontrollieren und wenn sie denn noch wollen auch Pfarrfeste ausrichten. Das aber, was dem Erzbischof wichtig ist, nämlich die Finanzen und dass das Bistum nicht pleite geht (O-Ton Woelki 2018), das wird nicht (mehr) in der Gemeinde entschieden – wo kämen wir denn da hin. Demokratie? Klar, schiebt an den Gemeindegrenzen rum, aber mehr bitte auch nicht!
Neuer synodaler Geist – klar, aber bitte nicht in Köln!
Das ist kein #ZusammenFinden, das ist ein #ZusammenSinken
Florian Seiffert, Mitglied im PGR
Siehe auch: